Das Schwingfest läuft natürlich schon, um sechs ging es los, um neun bin ich da. Alle anderen natürlich schon längst, die Tribünen sind voll, die Schwinger am ackern, die Fahnenträger schreiten gerade ins Festgelände ein. Die Sonne strahlt, der Föhn rast, in kürzester Zeit bin ich voll von Sägemehl, das kratzt überall. Kräftige Jungmänner im Kampf. Lebendpreise: zwei sanfte Kühe, eine Sonntagsstille zum Gottgedenken. Gleich kommt Trixie. GD am morgen
Unter der Tribüne weint ein abgeschlagener Schwinger. Gleich daneben warten die Lebendpreise – Kondor der Stier und Dalia das Rind – auf ihre neuen Besitzer. Wer aus dem Kampf ausscheidet, geht rüber zur Turnhalle, ein einsamer Gang, die Blicke der Zuschauer bleiben auf die Sägemehlringe geheftet. Hier ist die Show. Ich spreche ein paar von den Geschlagenen auf ihrem einsamen Verlierergang an. Sie sind nicht gesprächig. Sie wollen duschen! Dann hoch zum Ehrengabentempel. Motorsägen, Bohrmaschinen, geschnitzte Stabellen, Mountainbikes und Kuhglocken.
Dann heftet sich der Mann mit der zugeklebten Nase an meine Ferse. Er hat eine beschädigte Nase, weil er ein Leben lang auf den hohen Bergen herumgelaufen ist. Er musste sich das verstrahlte Gewebe rauskratzen lassen. Wie bei einer Kartoffel sagt er; auslöffeln. Man kann schon Schaden nehmen am Berg.
Die Mannen mit denen ich später am Biertisch sitze, die Steinstosser und Jungschwinger scheinen noch ganz unversehrt. Sie tragen diese buntverspiegelten Brillen und sehen mächtig sicher aus. Weil das hier sein einfach gut ist. Die Luft. Und dass man weiss, wo man hingehört. Gesund ist das hier sein. Und, wie ich ja sehe, langweilig ist es nie. BF
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Heute ist wirklich herrlicher Schwingtag. Die Hänge gefüllt, Fanblocks und Familienclans. Vier Runden oder sechs. Das sind die ganz harten Jungs. Ich kann mich völlig losgelöst durchs Fest bewegen, nur von der Seite, aber komplett unbeschnackt, und das ist durchaus angenehm. Trixie dagegen geht via Bierbänke und Tischrunden und redet mit Gewinnern und Beisitzern und sehr lange mit gut gelaunten-meist Jungs und Jungmänner. Die Sonntagsstille ist lange vergangen, ganz am Ende leicht gerötete Volksfestwangenstimmung. Es gibt überhaupt keine Touristen oder Fremde oder sonstwie andersartige, Städter oder Zugezogene oder so. Der Föhn kippt und kippt. Ab und an wie auf Meeresbrandung auf Gipfel gegenüber schauen.
In der Nacht beginnt es zu regnen, zu schütten, eine Kuh bricht aus und bimmelt die ganze Nacht vorm Fenster. Heute ziehen wir weiter, haben gestern eine Einladung bekommen und schauen mal nach auf der Umfahrungsstrasse und dann nach Erstfeld weiter… Draußen grau und Autos. Wir mit viel zu viel Gepäck. Noch. GD eine nacht älter